Es war 1956 als Sofie Schlüssel ihre Erstkommunion feierte. Zum ersten Mal bekamen die Mädchen und Buben dieses Jahrgangs von Pfarrer Ziniker nicht den üblichen Kommunion-Helgen sondern ein Kreuz aus Holz mit einem Korpus. Eindrücklich beschreibt Sofie, wie sie dieses Fest erlebt hatte und dass sie froh war, als sie nach dem Gottesdienst und dem Fototermin endlich etwas essen konnte.
Hier der Bericht von Sofie Schlüssel zu ihrer Erstkommunion:
„Es war noch Frühlings-Schulanfang. Ende der zweiten Klasse bei Fräulein Meyer war ich Erstkommunikant. Ab Osterdienstag bereiteten wir uns auf den Weissen Sonntag vor mit unserer Religionslehrerin Fräulein Frei.
Jeden Tag übten wir die Lieder, das Einziehen in die Kirche und das Empfangen der Kommunion. Zweier-Reihen – links die Mädchen, rechts die Buben. Es war noch Mundkommunion und es gab vorne noch Kommunionbänke.
Das Ritual an der Bank: Die ganze Reihe, ca. 10 Kinder, steht hinter der Bank, alle zusammen knien nieder. Der Priester verteilt die Hostie. Währenddem reichen die Kommunizierenden einen Silberteller weiter unter dem Kinn durch – es könnte ja etwas runter fallen. Alle zusammen stehen auf, alle zusammen machen eine Kniebeugung und gehen an den Platz zurück. Dieser Gottesdienst dauerte – wir waren viele Kinder im Maihof.
Nach der Messe gab es ein paar Fotos auf der Kirchentreppe. Mein Vater besass einen Fotoapparat. Mein Mammi und meine Geschwister gingen nach Hause und bereiteten das Mittagessen. Mit dem Vater durfte ich in Fotostudio Vonarburg – war damals Gang und Gäbe. Das alles nüchtern. Um 13.30 musste ich wieder zur Taufgelübde-Erneuerung in die Kirche. Das war Stress!
Am Montag mussten wir noch einmal zur Messe mit Empfang der Kommunion. Anschliessend gab es Brötli und Kakao im Pfarreisaal.
Als erster Jahrgang bekam ich als Kommunionandenken ein Kreuz. Meine Schwester ein Jahr vorher bekam noch einen Kommunion-Helgen. Ob mich das Kreuz freute, weiss ich heute nicht mehr. Viele Jahre hing es an der Wand ob meinem Bett. Auch die Nachbarn und meine Tanten beschenkten mich mit weissen Handschuhen, Rosenkranz mit Etui, Kränzli für auf den Kopf, Ketteli mit Kreuzli und verschiedenen Helgeli.
Zur Erstkommunion gehörte auch das Mitlaufen im weissen Kleid an Fronleichnam durch die Stadt. Auch die Zweitkommunikanten hatten die gleichen Pflichten. Da meine Schwester nur ein Jahr älter ist als ich, kam auch ich zu einem neuen Rock. Den nähte mir die Schneiderin auf dem Wesemlin.
So war Erstkommunion im Jahre 1956.“