Duitama-Gruppe – Fastenopfer ganz konkret

Während 25 Jahren unterstützte unsere Pfarrei im Rahmen des Fastenopfers die Basisgemeinden in Duitama, Kolumbien. Angelika Deubelbeiss und Walter Steffen erinnern sich an diese Zeit und ihr Engagement in der „Duitama-Gruppe“.

Pfarrer Adolf Stadelmann brachte 1980 eine zündende Idee in den Pfarreirat: „Wir wollen kein anonymes Fastenopfer mehr – wir möchten mit den Menschen, die wir unterstützen in direkten Kontakt treten, womöglich auch von ihnen lernen“. Daher suchte die damalige „Drittweltgruppe“ ein geeignetes Projekt. Monica Riquelme, die Verantwortliche für Südamerika des Fastenopfers, empfahl ein Projekt in Kolumbien, das sie selber besucht hatte:

Basisgemeinden in Duitama

Schwester Teresa Segura stand der Befreiungstheologie nahe und leitete das Ausbildungszentrum „Fundacion San Isidro“ für „campesinos“ (Kleinbauern) in der Nähe von Duitama, Kolumbien. Über 20 „lideres“ und Promotoren gaben dort Kurse über neue Landwirtschaftstechniken, Kleintierhaltung, Gesundheitslehre, Bibelkunde, Volkskultur, Volksmusik und Gesang.

Von 1980 bis 2005 gestaltete die “Duitma-Gruppe“ den Fastenopfer-Sonntag mit Duitama-Gottesdienst, an welchem über die Situation der Campesinos berichtet wurde. 1984 predigte Sr. Teresa Segura, die Gründerin des Projekts, sogar in der Maihofkirche. Sr. Teresa war dem Ortsbischof ein Dorn im Auge und die Basisgemeinden gefielen ihm nicht. Er hätte die jährlich oft über CHF 30‘000.–  Fastenopfer-Spenden der Maihofpfarrei lieber zum Aufbau eines kirchlichen Radiosenders verwendet.

1984 predigte Sr. Teresa in der Maihofkirche

1981 besuchte Angelika Deubelbeiss aus der Maihofpfarrei das Duitama-Projekt und schickte eindrückliche Fotos an die Duitama-Gruppe, welche schwarz-weiss und vergrössert  in der Karwoche die Kirchenwände zierten. „Jeder Franken wird hier sinnvoll eingesetzt“, schrieb sie in ihrem Kommentar zum Projekt. Hier ihr Bericht:

„Als Pfarrer Adolf Stadelmann von unseren Reiseplänen erfahren hatte, bat er uns, einen Abstecher nach Duitama zu machen. Diesen Auftrag nahmen mein Partner und ich gerne an, trampten wir doch ein halbes Jahr lang durch Südamerika – mit Rucksack und damals noch ohne Handy.

Sr. Teresa zeigte uns ihr eindrückliches Projekt: Ein „Bildungszentrum für Campesinos“ mit zahlreichen Baracken. Zur Weihnachtszeit konnten wir mit einem Geländewagen in den Bergen Kolumbiens verschiedene Bauerngemeinschaften besuchen.Ich brachte viele Fotos dieses „Vorzeigeprojekts“ mit in die Schweiz und führte jahrelang die Korrespondenz mit Sr. Teresa. So entstand auch ein wertvoller spiritueller Austausch zwischen zwei „Basisgemeinden“- derjenigen in Duitama und dem Maihof. – Einer der Höhepunkte war der zweiwöchige Maihofaufenthalt von Sr. Terea, der Leiterin der Bauerngemeinschaft in Duitama. Sie predigte in der Kirche, ging zu Sitzungen mit dem Fastenopfer und liess sich dazwischen von der Duitamagruppe mit Ausflügen in die Schweizerberge und einigen Schweizermenüs verwöhnen. Leider fanden sich im neuen Jahrtausend keine Nachfolger*innen,  um das Südamerikaprojekt weiterhin zu unterstützen. Wir hoffen aber, dass es die Bauern in Südamerika geschafft haben, das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ wahr werden zu lassen“.

Bedrohung durch polizeiliche Razzien und Verhaftungen
1989 kam ein Hilferuf aus Duitama: Sr. Tesesa wurde als Terroristin und Kommunistin verhaftet. Pfarrer Ruedi Vogel, welcher 1985 das Duitama-Projekt persönl

ich besucht hatte, konnte den Schweizer Botschafter in Kolumbien dazu bringen, sofort in Duitama zu erscheinen und das Projekt unter „diplomatischen Schutz“ zu stellen. Sr. Teresa kam wieder frei – nicht zuletzt dank der Hilfe der Pfarrei.

Karikatur zur zwiespältigen Haltung Papst Vojtilas gegenüber der Befreiungstheologie

Jedes Projekt sollte mit der Zeit in die Selbständigkeit entlassen werden. Daher entschied der Pfarreirat 2005, das Fastenopfer anderen Projekten zukommen zu lassen.

1.  März 2021 Anglika Deubelbeiss, Walter Steffen

Brief an den Botschafter zum Schutz von Sr. Teresa
Antwort des Botschafters

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