Gemeinschaft gewinnt dadurch ihre Konturen, dass sie sich sowohl wahrnimmt wie auch mitteilt. Aus der Verschwiegenheit, aus dem leeren Raum entsteht kein Gemeinschaftsgefühl. Dessen muss sich jeder selbst bewusst werden. Bevor er darauf angehen kann, muss er sich irgendwie äusseren können – durch Spiel, durch Applaus, durch Musik und Lieder, durch kreative Gestaltung. Und darauf müssen andere antworten können, durch Staunen, durch Neugier. Sie müssen darauf eingehen können, damit das entsteht, was sie dem blossen Ich entzieht – in die Gemeinschaft hinein, in das Nebeneinander, in das Lächeln und vielleicht auch in das Singen, das Malen, das Gestalten.
Da nun schaltet sich die Tradition ein, die Tradition aus der Gegenwart, aus der die Worte, die Bilder wie Kristalle auftauchen, wie Archetypen, das Kreuz etwa, die Hingabe. An ihnen arbeitet sich ab, wer seiner Freiheit den selbstkontrollierten Lauf lässt, und damit seinen Melodien, seinen eigenen Gestalten. Eine Einübung in die Freiheit des Raums boten uns die kreativen Zusammenkünfte in der Maihofkirche, egal, ob wir uns aktiv daran beteiligten oder ob Kinder oder Künstler den Raum gestalteten.
Ein leerer Raum ist leer. Damit er zum Gemeinschaftsraum wird, braucht er die Gestaltung durch die Gemeinschaft, und zwar nicht durch irgendeine, sondern durch die gemeinte Gemeinschaft. Die Eroberung des Raumes kann man nicht delegieren. Entweder die Gemeinschaft definiert ihn, oder er kommt ihr abhanden. Das ist wie beim Quartier, beim Stadtviertel. Wenn sich die Menschen nicht mehr über die Strasse laufen, sich an- und sich nachschauen, verlieren sie sich. Das Quartier geht verloren. Der Raum einer Kirche ist durch die Menschen definiert, die sich dazu stellen und etwas für sie Wichtiges tun, eine Gestaltung wahrnehmen, ein Lied, ein Wort.
Die Bilder zeigen Gestaltungen des Innern der Maihof-Kirche durch Kinder oder Künstler.